Start in vibecoding

vibe coding

Kurz zusammengefasst

Im Januar 2025 habe ich mich auf eine Reise begeben, die meine Arbeit mit Design, Code und KI nachhaltig verändert hat. Ziel war es, den Graben zwischen Design und Code zu schließen – effizienter, direkter, intelligenter. Was als Experiment begann, hat sich in ein praktikables Framework für AI-unterstützte Produktentwicklung verwandelt: Vibe Coding.

Jul 2, 2025

Jörg Mathis

Warum Vibe Coding?

Vibe Coding bedeutet nicht, einfach auf ein AI-Tool zu setzen und das Beste zu hoffen. Es bedeutet, einen Workflow zu entwickeln, bei dem Design, Intuition, Kontextverständnis und präzise Codegenerierung ineinandergreifen. Der Name steht für ein Coding-Gefühl – ein Flow zwischen Mensch und Maschine, zwischen Idee und Umsetzung.


1. Von der Illusion zum System: Was nicht funktioniert hat

Meine Annahme war simpel: Warum Figma-Screens bauen, wenn ich mit einem Prompt direkt funktionierenden Code generieren kann?

Spoiler: Das funktioniert (noch) nicht.

Tools wie Lovable, V0, oder Bolt sind beeindruckend schnell – aber nur, wenn man sie richtig „füttert“.

Die Realität: Ohne klare Anforderungen, saubere HTML-Strukturen und konsistente Designrichtlinien halluziniert das LLM und produziert Code, der sich nicht wiederverwenden lässt.


2. Der entscheidende Hebel: Kontext

Der wichtigste Hebel war nicht das Tool – sondern der Kontext:

  • Klare PRDs (Product Requirement Documents)

  • Entwicklungsrichtlinien und Namenskonventionen

  • Klar definierte Komponenten (Box Model statt Monolith)



Ich habe gelernt, dass AI nicht „mein Design versteht“, wenn ich es nicht konkret und strukturiert aufbereite. Ein Figma-Layer namens „Rectangle 27“ hilft niemandem – weder Menschen noch Maschinen.


3. Babysteps statt Big Bang

Ich startete mit Prompts wie: „Bau mir diesen Screen“. Das Ergebnis? Unbrauchbar.

Stattdessen: Ein Task nach dem anderen. Eine Komponente nach der anderen.

Dieser modularisierte Ansatz – inspiriert vom klassischen Box Model – brachte endlich solide Resultate. Besonders, wenn ich schon in Figma klare Strukturen angelegt hatte.




4. Design System? Ja – aber im Code

Ich habe begonnen, ein Designsystem direkt im Code zu entwickeln. Ausgangspunkt waren Buttons, Inputs, Badges und so weiter. Ziel war eine Art Figma-Gefühl im Code – mit einer eigenen „Playground“-Umgebung, in der ich alle Komponenten isoliert testen konnte.

Funfact: Storybook + Angular? Keine gute Kombination. Der Playground war schneller, schlanker, pragmatischer und einfach 10x geiler.

5. Fehlerkultur: Trust, but verify

Einer meiner schmerzhaftesten Fehler: Ich habe dem IDE vertraut. Ich dachte, mein Code sei gespeichert.

Er war es nicht.

Daher heute meine goldene Regel: Neuer Git-Branch für jede Änderung, push sofort. Kein Fortschritt ist sicher, bis er versioniert ist.


6. AI trifft auf Figma: Der MCP Server verändert alles

Der Figma MCP Server (Model Context Protocol) ermöglicht es, direkt aus Figma-Designs Kontext an das LLM und Cursor IDE zu übermitteln.

Was früher manuelle Beschreibungen erforderte, wird jetzt automatisiert: Badge-Komponenten, Spacing, Farben – alles kann von der AI erkannt und in Code übersetzt werden. Es ist nicht perfekt – aber es ist der erste echte Schritt Richtung echtem Design-to-Code.

7. Fazit: Was ich gelernt habe

Nach sechs Monaten „Vibe Coding“ ziehe ich folgende Learnings:

  • Kontext ist alles – klare Anforderungen, Regeln, Standards

  • Kleine Schritte schlagen große Visionen – isoliert denken, bauen, testen

  • Fundamente zählen – HTML-Struktur ist nicht optional

  • Designsysteme helfen auch im Code – Konsistenz > Geschwindigkeit

  • Git ist dein Freund – nie lokal vertrauen

  • MCP verändert das Spiel – Design wird maschinenlesbar

Ich sehe eine Zukunft, in der Designer:innen und Entwickler:innen nicht mehr nebeneinander arbeiten – sondern gemeinsam mit einem AI-Co-Piloten iterieren. Vibe Coding ist ein Zwischenschritt dorthin. Kein Ersatz für Handwerk. Aber ein Verstärker für jede gute Idee.